Buchvorstellung mit Nikolas Lelle
»Unsere Arbeit macht uns frei«, rief ein ranghoher Nationalsozialist inmitten des Zweiten Weltkriegs seinen sogenannten Volksgenossen zu. Er knüpfte damit nicht nur an die lange Tradition »deutscher Arbeit« an, der nach die Deutschen eine ganz besondere Beziehung zu Arbeit haben sollen. Er wandelte zugleich eine weitverbreitete KZ-Inschrift ab. Denn »Arbeit macht frei« prangte am Lagertor von Auschwitz, Dachau, Sachsenhausen und andernorts. Doch was hat der Satz überhaupt zu bedeuten? Wessen Arbeit macht wen frei? Und vor allem: wovon?
Um diese Fragen zu beantworten, wirft Nikolas Lelle einen Blick auf Texte der Shoah-Überlebenden Primo Levi, Jean Améry und Tibor Wohl, die jeweils Texte über die NS-Devise »Arbeit macht frei« verfassten. Bei genauer Betrachtung entpuppt sich die Devise als nationalsozialistischer Sinnspruch, indem nicht nur Verachtung und Verhöhnung, sondern auch Verbrechen und Versprechen sichtbar werden. In der Devise verbindet sich der eliminatorische Antisemitismus mit der nationalsozialistischen Arbeitsauffassung.
Aufgearbeitet wurde das nicht. Der Umgang mit der NS-Ideologie und ihren »Sinnsprüchen« ist eine Herausforderung bis heute. Erst eine gelungene Aufarbeitung der Vergangenheit kann die Gesellschaft dazu befähigen, sich ihrer Geschichte wie Gegenwart zu stellen. Während des Abends stellt der Autor Nikolas Lelle zentrale Überlegungen seines Buchs vor und liest ein paar wenige Passagen.
Wann: 19 Uhr am 19.11.2024
Wo: Buchhandlung zur Heide, Dielingerstraße 42B, 49074 Osnabrück