Webcampflicht juristisch nicht haltbar

Relativ kurz nach dem Beginn der Coronapandemie wurde es in vielen Seminaren und Prüfungen zur Normalität, dass Studierende ihre Webcam einschalten mussten. Oftmals übten Dozierende dabei Druck auf die Studierenden aus: das Einschalten wurde als rechtlich abgesichert dargestellt und der Druck, schlicht an einer Prüfung oder einem Seminar teilnehmen zu müssen, reicht ohnehin häufig aus, um die Webcam einzuschalten. Dabei wollen wir keineswegs in Abrede stellen, dass es die Lehre durchaus erleichtert, sowie für Lehrende angenehmer gestaltet, wenn viele Studierende ihre Webcams einschalten. Oft wird jedoch ausgeblendet, dass es sich in aller Regel um die Privaträume der Studierenden handelt, welche mit abgefilmt wurden und werden und nicht zuletzt auch die Studierenden selbst gefilmt werden, was auch nicht immer angenehm ist.

Für diesen Eingriff in die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte gibt es an der Universität Osnabrück keinerlei Regelung in Form einer Ordnung. Die Regelungen der APO in §26a erschöpfen sich darin, dass Klausuren „ohne Präsenz und ohne Aufsicht im engeren Sinne durchgeführt werden,“ können.

Das bedeutet, dass weder bei Klausuren, noch bei Seminaren Studierende dazu gezwungen werden dürfen ihre Webcams einzuschalten! Dies hat uns auch unser Anwalt bestätigt. Lediglich bei mündlichen Prüfungen und Referaten als studienbegleitende Prüfungsleistungen ist die Durchführung mittels Videokonferenz geregelt. (§26a Abs.1 Punkt c).

Falls ihr dennoch dazu gezwungen werden solltet, meldet euch gerne bei uns und unterstützt euch gegenseitig.

 

---English---

Webcam obligation not legally tenable!

 

Relatively shortly after the start of the Corona pandemic, it became the norm in many seminars and exams that students had to switch on their webcams. Often lecturers put pressure on the students, the switching on was presented as legally secured and the pressure of simply having to participate in an exam or a seminar is often enough to switch on the webcam anyway. We do not want to deny that it makes teaching easier and more pleasant for teachers if many students switch on their webcams. However, it is often ignored that it is usually the private space of the students that are filmed and, last but not least, the students themselves are filmed, which is not always pleasant.

The University of Osnabrück does not have any regulations in the form of an official act for this intrusion into the private sphere and personal rights. The regulations of the APO in §26a exhaust themselves in the fact that examinations can be carried out "without presence and without supervision in the narrower sense,".

This means that students may not be forced to turn on their webcams during exams or seminars, as our lawyer has confirmed. Only in the case of oral examinations and presentations as study-accompanying examination achievements the execution by means of video conference is regulated. (§26a Abs.1 point c).

If you should nevertheless be forced to do so, please contact us and support each other.