#wenot – oder warum wir es nicht mehr tolerieren.
Ein sehr reicher, einflussreicher Mann in Amerika verübt jahrelang sexuell motivierte Übergriffe, vergewaltigt Frauen* und nutzt seine Machtposition aus. Es wird bekannt, alle haben ihn gedeckt. Wer etwas sagte, so wie etwa Courtney Love 2005 wird wirtschaftlich eliminiert und für verrückt erklärt. Daraus entwickelt sich eine Welle der Offenbarung, der Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten, dass nahezu jede Frau* in ihrem Leben Belästigungen und Übergriffe ertragen muss. Selbst europäische Spitzenpolitikerinnen sind davor nicht gefeit.
Und das Resultat? Große Tageszeitungen, Frauenzeitschriften, Boulevardblätter; sie alle erklären Frauen*, was sie zu tun haben. Hier eine Erläuterung, was man tun soll; da ein paar Ratschläge, hier ein kleiner Verhaltenskodex. Überlegen wir doch mal ein paar Tage zurück...
Geflüchtete als alleinige Täter sexuell motivierter Übergriffe. Diesen werden im Nachhinein, aber auch davor allgemeingültig für alle, Fremdzwänge auferlegt, gar ihre Existenzberechtigung genommen. Und der weiße Täter mit gesicherter Ökonomie und Einfluss? Er muss nichts befürchten, die Frauen* offenbaren sich, die Frauen* sind die Opfer. Hier offenbart sich der Umgang mit Tätern, sind diese privilegiert, dann werden ihnen keinerlei Fremdzwänge auferlegt. Stattdessen erklärt mensch Frauen*, was sie tun sollen. Denn im Grunde genommen, weiß doch Jeder, dass die Frauen* Schuld sind. Wie konnten wir uns nur in die Öffentlichkeit trauen? Doch die Haltung „Unsere deutschen Frauen begrabschen wir immer noch selbst!“ geht noch weiter, denn so wird die „sexuelle Befreiung“ ja doch gerne als Argument dafür genutzt, dass wir Frauen* das ja eigentlich alles genauso wollen. Aber genau das sind jene patriarchalen Verhältnisse, in denen Sexismus gedeihen kann. Menschen machen anderen Menschen (vornehmlich Frauen und Wenig-Priviligierten) Vorschriften darüber:
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Welche Kleidung sie tragen sollen. Denn- „Kopftuch? Das ist doch Unterdrückung!"(1)
"Zeig mir deine Brüste!“ oder doch eher „Du hattest bestimmt zu freizügige Kleidung an, deswegen ist dir „DAS“ passiert.“ -
Wer übergriffig sein darf. „Der teutsche Michel, der darf „DAS“. Und wenn wir was machen dann erzählen wir nur den Frauen, was sie zu tun und zu lassen haben.“
„Ein Nicht-Biodeutscher pfeift Frauen* hinterher? Was bitte?! Sofort ausweisen!“
Aber auch im universitären Kontext sind wir immer wieder mit sexuell motivierten Übergriffen konfrontiert. Der Professor, dem mono-wissenschaftliche Erkenntnisse für die Untermauerung seines Chauvinismus dienen, Frauen* werden ungleich kritisiert, als hysterisch abgestempelt und haben es ungleich schwerer ihre Lebensentwürfe zu verwirklichen.
LGBTIs, Menschen nichtdeutscher Herkunft- Ihnen allen werden Vorschriften gemacht, sie werden ungefragt bewertet, sie werden niemals die gleichen Möglichkeiten haben.
Eine Gesellschaft, die nicht anerkennt, dass Sexismus und Antifeminismus keine Fragen der Herkunft sind, ein Staat der durch seine Gesetzgebung rassistische, sexistische und antifeministische Ressentiments und Strukturen fördert. All das tolerieren wir nicht mehr. Wir sind wütend und das aus Gründen, wir werden nicht schweigen. Wir verwehren uns dagegen, dass diese Verbrechen als „Sex-Skandal“ abgetan werden, der Terminus „Sex“ impliziert, dass zwei erwachsene Menschen in Einverständnis Handlungen miteinander vollzogen haben. Das ist hier aber nicht gegeben, die Handlungen fanden gegen den Willen der Opfer statt, deswegen sind es Übergriffe und Straftaten. Wir organisieren uns, um Strategien gegen jene Verhältnisse zu finden und diese durchzusetzen. Denn nicht die Betroffenen sind schuld; die Täter*innen, die Übergriffigen, sind verantwortlich für ihre Taten. Jene müssen ihr Verhalten reflektieren und sich ändern, sich entschuldigen und zu dem stehen, was sie getan und gesagt haben.
Solltet ihr Opfer von sexuell motivierten Übergriffen geworden sein oder solche Strukturen und Verhaltensweisen beobachten, dann meldet euch bei uns. All eure Meldungen werden absolut vertraulich behandelt, wir agieren nur nach euren Wünschen und wir vertreten euch, wenn gewünscht auch vor anderen Stellen und sind bereit euch bei jedem Vorgang zu unterstützen und zu begleiten.
Entweder ihr schreibt eine Mail an asta-soziales@uos.de (Referat für Soziales, Gleichstellung und Inklusion- weibliche Referentin) oder ihr kommt in unsere Sprechstunden (gemischte Teams). Auch die autonomen Referate, wie das Frauen- oder Schwulenreferat, sind stets für euch erreichbar. Wir sind auch immer gerne bereit euch bei Vorhaben, die sich mit diesen widerlichen Verhältnissen beschäftigen, zu unterstützen. Ihr seid nicht allein.
(1) Damit möchten wir nicht eine repressive Religionsausübung gutheißen oder unterstützen. Jedoch zeigen sich besonders an solchen Beispielen Aspekte einer rassistischen und sexistischen Gesellschaft.