Es gibt eine Alternative und sie steht außer Konkurrenz - Ein Plädoyer für Veränderungen
Was genau passiert ist, ist schwer nachzuvollziehen. Sicher scheint jedoch, dass das Kunsthistorische Institut der Universität Osnabrück geschlossen wird. Viele emotionale Rückmeldungen erreichten uns in den vergangenen Wochen und Monaten, während unserer Sprechstunden, übers Telefon und in persönlichen Gesprächen.
Der Diskurs um das Thema ist auch heute noch ganz klar auf der Seite derer, die versuchen die Kunstgeschichte zu erhalten.
Die Blackbox Präsidium ist sich jedoch sicher, keine Alternative zu haben und wird wohl auch weiterhin von oben herab bestimmen, dass das Institut seine Arbeit niederlegen muss. Auch Teile des Senats hatten die Debatte als beendet angesehen. So könnte es schließlich auf einen Deal hinauslaufen, der keiner ist. Das Institut wird geschlossen, eventuell wird eine Professur an anderer Stelle angesiedelt- Im Vergleich zu einem ganzen Institut mit drei Professuren, das in das große Netz unserer Universität und darüber hinaus fest verwoben ist, ist das ein schlechter Scherz.
Um jetzt die Entscheidung nachvollziehen zu können, wäre ein Blick auf die vielen Gespräche die intern im Präsidium getätigt wurden notwendig. Dies ist jedoch nicht möglich. Wo wir aber einen Blick drauf werfen können und auch sollten, ist auf das eigentliche Problem, weshalb ein so bedeutendes Institut geschlossen wird. Dafür bedarf es auch einen Blick auf den Strukturwandel der Universität im Allgemeinen, der hier jedoch nur kurz umrissen werden soll.
Was ist die Uni?
Die Uni ist generell (besonders bis vor der Bolognareform) ein Raum an dem unterschiedlichste Menschen mit unterschiedlichsten Fachrichtungen und Einstellungen, mit unterschiedlichsten Wissensstand aufeinandertreffen, um die Welt (und um genau zu sein alles was darüber hinaus geht) gemeinsam ein Stück weiter erklären zu wollen. Dafür ist es enorm wichtig, dass zusammengearbeitet wird. Interdisziplinär lassen sich Phänomene eben deutlich genauer erklären.
Ein weiteres wichtiges Standbein ist die gegenseitige Prüfung des generierten Wissens und damit auch die gegenseitige Kritik, die auch als eine Art Kontrollinstanz angesehen werden kann. Einer der wichtigsten Punkte ist darüber hinaus die Weitergabe des Erforschten, also die Lehre. Es braucht an der Universität Studierende, die neue Ideen mitbringen, die in der Forschung später fortgeführt werden. Bei alldem kann es nicht darum gehen, dass Forschung und Lehre in Konkurrenz zueinander stehen. Es kann nicht darum gehen, dass durch Abschottung und das Anlegen von Scheuklappen der Blick nach links und rechts verloren geht und so der gesellschaftlichen Verantwortung nicht entsprochen wird. Es braucht Austausch auf Augenhöhe anstatt einem Gegeneinander arbeiten.
Und das bringt uns bereits zu den Grundzügen der heutigen Universität. Den Studierenden geht es immer häufiger nicht darum, Erkenntnis zu erlangen und Wissen zu generieren, sondern darum mit möglichst guten Noten die Uni zu verlassen, um sich anschließend auf dem Arbeitsmarkt anbieten zu können. Und dabei gibt es eine Grundregel: Wenn ich gute Noten habe, müssen andere zwangsläufig schlechte Noten haben, weil Noten auf einem Vergleich beruhen. Es wird also eine künstliche Konkurrenz unter uns geschaffen, die uns nicht lernen lässt, sondern gegeneinander kämpfen lässt. Es wird nicht gemeinsam gelernt, sondern gegeneinander. Die nächsthöhere Auswirkung des Marktprinzips zielt auf die Rentabilität der Studiengänge ab. Wie gut lässt sich das Wissen der Menschen investieren, um am Ende Gewinn zu erzielen? Manche Studiengänge profitieren von dem Prinzip, andere nicht. Messbar gemacht wird diese Konkurrenz zum Beispiel durch die Höhe der Drittmittel. Auch hier gilt eine ähnliche Grundregel: Wenn es Studiengänge gibt, die stärker darin sind Drittmittel einzutreiben (also mehr als der Durchschnitt), dann muss es auch Studiengänge geben die schwächer sind.
Aber zurück zum Kernproblem. Die Universität bewegt sich mit ihren Ausgaben an der Grenze der verfügbaren Gelder, weshalb der Handlungsspielraum stark eingeschränkt ist. Das ist durchaus ein Problem, dass den Namen Problem verdient. Doch wo ist der Ausweg?
Mit der Schließung der Kunstgeschichte stimmt das Präsidium dem Prinzip zu, Universitäten auf Konkurrenz aufzubauen. Anstatt ein wichtiges Institut zu schließen, sollte doch eigentlich das Ziel sein, die fehlenden finanziellen Mittel einzutreiben, zum Beispiel vom Land Niedersachsen.
Das stellt auch unseren studentischen Kampf gegen die Schließung des Instituts vor weitere Herausforderungen. Wir müssen uns auch auf den Kern des Problems konzentrieren! Heißt, wir müssen dafür kämpfen, dass das Konzept der Universität nicht endgültig von Konkurrenz eingenommen wird, sondern wir wieder dahin kommen, dass wir gemeinsam forschen, lehren und lernen. Unser Kampf muss sich also auch gegen finanzielle Zwänge in der Bildung richten.